I. Molto sostenuto


II. Scherzo vivace


III. Molto sostenuto – Animato – Più animato – Assai sostenuto

>>> Quellen

AUFFÜHRUNGSDAUER: ca. 40 Min.

VERLAG:
Universal Edition
Belmont Music Publishers (USA, Canada, Mexico)

Im Spätherbst 1918 gründete Arnold Schönberg mit einem engen Kreis von Vertrauten und Schüler:innen den Verein für musikalische Privataufführungen. Dieser sollte seinen Mitgliedern eine genaue Kenntnis zeitgenössischer Musik verschaffen. Im Zuge dessen wurden in regelmäßigen Abständen Vereinskonzerte veranstaltet, in denen aktuelle Werke für ein ausgewähltes Publikum aufgeführt wurden. Neben Claude Debussy und Béla Bartók war Max Reger einer der Komponisten, dessen Werke am meisten aufgeführt wurden. Reger galt Schönberg als wichtiger musikalischer Neuerer. Gegenüber seinem Freund Alexander Zemlinsky erklärte er: »Reger muß meines Erachtens viel gebracht werden; 1. weil er viel geschrieben hat; 2. weil er schon tot ist und man noch immer nicht Klarheit über ihn besitzt (Ich übrigens halte ihn für ein Genie)«. Es überrascht also nicht, dass auch beim »1. öffentlichen Vereinskonzert« zu Beginn der Saison 1920, das der Lukrierung neuen Publikums diente, ein Werk Regers auf dem Programm stand: die »Romantische Suite für großes Orchester« op. 125. Da es aufgrund geringer finanzieller Mittel und räumlicher Beschränkungen nicht möglich war, groß besetzte Werke im Original aufzuführen, wurden diese im Verein für kleinere Ensembles bearbeitet. Schönberg begann im September 1920 mit einer Bearbeitung der »Romantischen Suite«. Ein längerer Aufenthalt in Zandvoort, Niederlande, hinderte ihn jedoch am Abschluss des Projekts. Die Fertigstellung der zur Hälfte ausgearbeiteten Partitur übernahm der ebenfalls im Verein aktive Geiger Rudolf Kolisch. Dem damaligen Konzertpublikum war Schönbergs Teilautorschaft unbekannt, da auf dem Programmzettel lediglich Kolisch als Bearbeiter angegeben wurde.
Regers »Romantische Suite« op. 125 ist dreisätzig angelegt. Zwei langsame Sätze bilden den Rahmen für ein schnelles Scherzo. Den Sätzen sind jeweils Gedichte von Joseph von Eichendorff beigestellt. Schönberg bearbeitete die Komposition für ein Kammerorchester bestehend aus Flöte, Klarinette, Streichquartett sowie Harmonium und Klavier (zu je vier Händen). Die Besetzung wurde von Rudolf Kolisch um einen Kontrabass ergänzt. Bei dem Konzert wurden neben Werken von Claude Debussy und Béla Bartók auch die Nummern 1 und 2 aus den Klavierstücken op. 23 von Arnold Schönberg uraufgeführt. Der Schönberg-Schüler Egon Wellesz hielt einen Einführungsvortrag zur »Romantischen Suite«, welcher später publiziert wurde. Darin stellt er vor allem Regers Variationskunst in den Vordergrund.
Nach Briefen an Schönberg zu urteilen, fand die Aufführung der »Romantischen Suite« großen Anklang beim Publikum. Insbesondere vom Klang der Bearbeitung zeigten sich viele überrascht. Erwin Stein, Dirigent der Aufführung, beschrieb ihn als warm und klar. Auch Alban Berg fand lobende Worte: »Die Romantische Suite klang ganz famos. Wenn wir ständig so ein Kammerorchester beschäftigen könnten wären wir aus dem Wasser.«

Sebastian Slameczka | © Arnold Schönberg Center