Arnold Schönberg und der Sommerfrischen-Antisemitismus im Salzkammergut
Online-Gedenkausstellung
Einführung
100 Jahre Mattsee-Ereignis
Arnold Schönberg und der Sommerfrischen-Antisemitismus im Salzkammergut
Online-Gedenkausstellung
2. Juni 2021 – 26. Juli 2021
Das sogenannte »Mattsee-Ereignis« vom Frühsommer 1921 gilt gemeinhin als zentrale antisemitische Erfahrung Arnold Schönbergs und wurde in der Forschung als Initiale für dessen Fokussierung bzw. Rückbesinnung auf seine jüdische Identität gedeutet. Die »Austreibung«, der sich Schönberg als »vielleicht einer der ersten Juden in Mitteleuropa« in dem beliebten Badeort nahe Salzburgs ausgesetzt sah – er fasste diese später unter den euphemistischen Titel »ein nettes Erlebnis im Salzkammergut« (Brief an Stephen S. Wise, 12. Mai 1934) – bildet zweifellos eine Peripetie in Biographie und jüdischem Selbstverständnis des Komponisten.
Konfrontationen mit Antisemitismus lassen sich über einen Zeitraum von etwa sechs Jahrzehnten in Schönbergs Biographie nachzeichnen, an Individual- bzw. Kollektivereignissen festmachen und schließlich als Auslöser theoretischer und ästhetischer Reflexion in den Schriften zu »Jewish Affairs« sowie den Bekenntniswerken Moses und Aron (szenisches Oratorium, 1923/28–37), Der biblische Weg (zionistisches Sprechdrama, 1926–27) sowie A Survivor from Warsaw (Kantate, 1947) ablesen.
Nach seiner Emigration in die USA im Oktober 1933 benannte Schönberg die Periode nach dem »Mattsee-Ereignis« als jene seiner ideellen Rückkehr zum Judentum (die offizielle sollte erst im Juli 1933 in Paris erfolgen). Er habe zuvor jedoch nie gänzlich seiner jüdischen Wurzeln entsagt und stets als Jude begriffen. Die Ereignisse in Mattsee hinterließen nicht nur tiefe Spuren in Schönbergs Biographie, sondern repräsentieren auch einen historischen Paradefall des sogenannten »Sommerfrischen-Antisemitismus«. Mattsee steht hier stellvertretend für etwa 70 Orte in Österreich, die zu Beginn der 1920er Jahre mit dem Etikett einer »judenreinen« bzw. »judenfreien« Sommerfrische warben.
Das Arnold Schönberg Center widmet der Chronologie des Frühsommers 1921 aus 100-jähriger Distanz eine Online-Ausstellung, in der täglich ein repräsentatives Objekt vorgestellt wird. Die Dokumentation beginnt am 2. Juni mit Schönbergs Ankunft in Mattsee und endet am 26. Juli. Es ist jener Tag, an dem der Komponist seiner verehrten Freundin Alma Mahler von einer bahnbrechenden kompositorischen Neuerung berichtet: »Die Deutscharier, die mich in Mattsee verfolgt haben, werden es diesem Neuen (speciell diesem) zu verdanken haben, dass man sogar sie noch 100 Jahre lang im Ausland achtet, weil sie dem Staat angehören, der sich neuerdings die Hegemonie auf dem Gebiet der Musik gesichert hat!« Ein am 24. Juli 1921 konzipiertes Klavierstück kontextualisiert diesen Schlusspunkt der Ausstellung und repräsentiert zugleich das 100-jährige Jubiläum der ersten kompositorischen Fixierung der Zwölftonmethode.
Kuratorin: Therese Muxeneder
Digitale Realisierung: Christoph Edtmayr
Literatur:
Wo Dollfuß baden ging. Mattsee erinnert sich: Schönberg - Seyß-Inquart - Stephanskrone; Bildungswoche Mattsee 2016 (Ed. Siegfried Hetz)
Journal of the Arnold Schönberg Center 16/2019. Wien 2019 (Ed. Eike Feß, Therese Muxeneder)
Die Online-Ausstellung wird vom Zukunftsfonds Österreich gefördert.

Einführung

Die heurige Fremden-Saison in Mattsee
Objekt #1

Heinrich Schönberg mit Frau Berta und Tochter Margit
Objekt #2

Besuchen Sie mich
Objekt #3

6 04
Objekt #4

Hier ists sehr schön
Objekt #5

Harmonielehre
Objekt #6

Ein beliebtes Ferienziel
Objekt #7

Arroganz und morgenländische Allüren
Objekt #8

Schinakl fahren
Objekt #9

Judenfreie Sommerfrische
Objekt #10

Er ist gut gelaunt
Objekt #11

Heil Salzburg! Salzburg will den Anschluß!
Objekt #12

Wie geht es Dir und den Deinen in Mattsee?
Objekt #13

Sie werden mit mir zufrieden sein
Objekt #14

Kaiserin-Elisabeth-Bahn
Objekt #15

Gesellige Zusammenkünfte
Objekt #16

Antisemitische Scandale
Objekt #17

An Arier abzugeben
Objekt #18

Disharmonie
Objekt #19

Hinaus mit den Juden!
Objekt #20

Es geht ihnen dort sehr gut
Objekt #21

Arnold Schönberg: Felix Greissle
Objekt #22

Arnold Schönberg: Harmonielehre
Objekt #23

Arnold Schönberg: Die Lehre vom Zusammenhang
Objekt #24

Es muß prachtvoll dort sein
Objekt #25

Ich bleibe nicht einen Tag länger
Objekt #26

Bedrohung im eigenen Haus
Objekt #27

Judenfeindliche Kundgebungen
Objekt #28

Der Taufschein des Komponisten
Objekt #29

Arnold Schönberg: Über Zemlinsky
Objekt #30

Die Judenkolonie in Mattsee
Objekt #31

Diese unerhörte, unglaubliche Sache
Objekt #32

Der Gemeindearzt
Objekt #33

Ein arischer Sommerfrischler
Objekt #34

Eine judenreine Sommerfrische
Objekt #35

Einsteins Propagandarede
Objekt #36

Die ekelhafte Pressenotiz
Objekt #37

Verhetzung
Objekt #38

Rassenantisemitische Attitüde
Objekt #39

Es ist so still in mir
Objekt #40

Ideeller und materieller Schaden
Objekt #41

Zu Gast bei Max Ott
Objekt #42a

Zu Gast bei Max Ott
Objekt #42b

Ankunft in Traunkirchen
Objekt #43

Abreisen
Objekt #44

Zum Schluss sehr hässlich
Objekt #45

Zeitungen des In- und Auslandes
Objekt #46

Villa Josef
Objekt #47

Arnold und Mathilde Schönberg
Objekt #48

Wachgerüttelt
Objekt #49

Solche Verhältnisse
Objekt #50

Arnold Schönberg: Baronin Löwenthal
Objekt #51

Traunkirchen
Objekt #52

Arnold Schönberg: Präludium
Objekt #53

Eine lächerliche Sache
Objekt #54

Hegemonie auf dem Gebiet der Musik
Objekt #55